Jetzt
am Wochenende ist es wieder soweit: Im Schatten der Kurfürstlichen
Burg findet das Sekt- und Biedermeierfest in Eltville statt.
Was für eine Tradition! Am Sebastiansturm, vor dem Haus Rose und dem
Haus Vaterland, dem Hof der Grafen zu Eltz und immer mit Blick auf
den Turm der Pfarrkirche - was für ein wunderbares Fest am Rheinufer
vor einmaliger Kulisse! Johann Wolfgang von Goethe hat hier
genächtigt. Die Gedichte Adelheid von Stolterfoth liegen einem fast
der auf der Zunge. Und man erinnert sich an die Beschreibung von
Thomas Mann, der von „jenen anmutigen Herrensitzen, die, an sanfte
Abhänge gelehnt, den Blick über die Rheinlandschaft beherrschen“,
schreibt. Daran muss der Biebricher Schriftsteller und
Literaturkritiker Otto Doderer in seinem kleinen Büchlein „Der
Rheingau – Zauber und Schicksal einer Landschaft“ 1958 gedacht
haben, als er notierte:
„Der
seltsame Zauber des Rheingaus liegt wohl gerade darin, daß hier das
Vergangene so organisch in die Gegenwart hineingewachsen ist. Nichts
ist als museale Sehenswürdigkeit konserviert, alles ist ins Leben
einbezogen geblieben. Das Idyllische und das Regsame sind
unpathetisch miteinander verbunden unter der Patina des Ehrwürdigen.“
Ja,
da schmeckt der Sekt! Unter den Platanen sitzen, Weine und Sekte der
Eltviller Winzer genießen. Ein Höhepunkt des Rheingauer Sommers.
Genuss pur bieten dabei
gerade zwei Eltviller
Sekthäuser. Getrost darf
man sie als Leuchttürme
Deutscher Sektkunst beschreiben: Die
Rotkäppchen-Mumm
Sektkellereien GmbH und
die Sektmanufaktur
Schloss VAUX AG. Sie
stehen über Eltville hinaus für Deutsche und Europäische
Geschichte.
Die
Historie
von Rotkäppchen-Mumm ist eng mit der Deutschen Einheit verknüpft.
Und sie ist – wie bei Schloss VAUX, auch ein Ergebnis
überwundener Deutsch-Französischer Feindschaft. Für Eltviller ist
Rotkäppchen-Mumm immer noch MM – Matheus
Müller. Ein echter
Eltviller Bub, der 1811 im ehemaligen Hof der Freiherrn von Sohlern
einen Weinhandel eröffnete. Gemeinsam mit seinem Sohn Friedrich
Franz begann er eine Sektproduktion, die bis heute unter MM bekannt
ist. Alleine in
2016 wurden 18,3
Millionen Flaschen MM Extra
verkauft (insgesamt verkaufte das Unternehmen 2016 177,9 Millionen
Flaschen Sekt). Marktführer!
Die Geschichte der Mumms ist etwas verzweigter und beginnt in
Solingen mit Gottlieb Mumm. Er gründete 1827 mit seinen Brüdern und
weiteren Partnern das nach seinem Vater benannte Champagnerhaus P.A.
Mumm & Co. in Reims. Einer seiner Neffen war Jules Mumm. Während
des I. Weltkrieges mussten die Familienangehörigen, die nicht die
französische Staatsbürgerschaft angenommen hatten, Reims verlassen.
Die Mumms hat der Mut aber nicht verlassen. 1922 gründeten sie in
Frankfurt ein neues Sekthaus. Heute noch werden in Hochheim die Weine
zum Sekt vermählt. 2002 erfolgte die Übernahme gemeinsam mit MM und
Jules Mumm durch die Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg/Unstrut,
die seit 1895
diesen Namen führte.
Die
Geschichte von Schloss
VAUX beginnt 1868 in
Berlin. Kurze Zeit
später wird das unweit von
Metz gelegene Château
VAUX
erworben.
Wenige Jahrzehnte später muss der Standort aufgegeben werden.
Eltville am Rhein wird die Heimat dieser außergewöhnlichen
Sektmanufaktur.
Selten ist die Bezeichnung Manufaktur so treffend! Nikolaus Graf von
Plettenberg ist es gelungen, dieses Sekthaus in europäische
Spitzenklasse zu führen. Seine Kellermeister Joachim Renk und Maike
Maria Münster arbeiten mit Weinen aus dem eigenen 7 ha großen
Weingut. Hohe Handwerkskunst und traditionelle Flaschengärung lassen
ganz besondere Schaumweine entstehen.
Daher
meine Sektempfehlung zum Eltviller Sekt- und Biedermeierfest:
Schloss
VAUX Pinot Blanc Brut 2014
Ein
spannender Weißburgunder-Sekt mit wunderschönen Zitrusaromen.
Ausgesprochen feinperlig, frisch, lebhaft und zugleich voller
Eleganz. Ein Sekt für alle Anlässe. Die braucht es aber gar nicht,
er schmeckt auch einfach so. Keine Frage, dieser Sekt veredelt den
Alltag.