Kennen
Sie Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch? Wahrscheinlich nicht. Seinen
Werken ist der eine oder andere schon begegnet – möglicherweise im
Treptower Park in Berlin oder im Park neben dem UNO-Hauptquartier in
New York. Vielleicht sein berühmtestes Werk – Schwerter zu
Pflugscharen. Ein Heros schmiedet aus einem Schwert einen Pflug.
Sozialistischer Realismus mitten in den USA. Irgendwie spannend und
aktuell. Steht dort seit dem 04. Dezember 1959. Die Russen hatten
weniger die Bibelstellen bei Jesaja oder Micha im Sinn. Sie wollten
einen sichtbaren Beitrag zur UN-Friedenscharta leisten.
Der
bedeutende Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer
entwickelte daraus im Herbst 1983 im Lutherhof zu
Wittenberg eine sehr symbolträchtige Aktion: Ein Handwerker
schmiedete vor viertausend Teilnehmern des Kirchentages aus einem
Schwert einen Pflug. „Schwerter zu Pflugscharen“ - das Symbol und
Motto der Friedensbewegung. Nun werden Russen und später die vielen
Friedensaktivisten nicht immer den biblischen Kontext bei ihren
Aktionen vor Augen gehabt haben. Wahrscheinlich sogar eher seltener.
Heißt es doch bei Jesaja (2,4) schon vor mehr als 2700 (!) Jahren:
„Er
spricht Recht im Streit der Völker,
er
weist viele Nationen zurecht.
Dann
schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern
und
Winzermesser aus ihren Lanzen.
Man
zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr
für den Krieg.“
Aus
Lanzen werden Winzermesser. Was für eine schöne Vorstellung. Jetzt
sind Winzer ja eh nicht so die kriegerischen Kämpen. Meist sind es
filigrane Charaktere oder komplexe Typen, wie ihre Weine. Ihre
Heimat- und Bodenverbundenheit verleiht ihnen ein gerüttelt Maß an
Geduld. Unvergessen die nette Anekdote über die Rheingauer Winzer,
die sich bei der 'Revolution' gegen den Herzog von Nassau 1847
verspäteten, weil sie auf ihrem Weg von Lorch bis Wiesbaden
unterwegs in jedem Ort von der Bürgerschaft hinreichend mit Wein
versorgt wurden. So kam die Rheingauer Abordnung eben 'dreivertels
besoffe' zu spät. Ganz anders die Mosel-Winzer. Nahezu 2000 Winzer
stürmten am 25. Februar 1926 das Finanzamt in Bernkastel-Kues. Auch
eine nette Vorstellung. Ihnen blieb aber damals kaum eine andere
Wahl, ihre Existenz stand auf dem Spiel – schwierige Weinjahre,
enorme Verschuldung der Winzerfamilien und eine exorbitant hohe
Weinsteuer. Aus Frankreich kennen wir ähnliche 'Aufstände' in den
Jahren 1907 im Languedoc und 1911 in der Champagne.
Winzer
und Winzerinnen haben in unserer Zeit oft andere Kämpfe zu führen.
Natürlich auch immer wieder mit viel Bürokratie. Und mit
schwierigen Witterungsverhältnissen. Heute ist der Gedenktag der
Heiligen Margareta (in der Ostkirche Marina), eine der vierzehn
Nothelfer. Der Legende nach eine große Kämpferin für den Glauben
im frühen Christentum. Patronin der Bauern. In der katholischen
Pfarrkirche in Erbach im Rheingau ist eine wundervolle Skulptur der
Heiligen zu sehen. Das Wetter am 20. Juli lässt – nach den
Bauernregeln – auf die Ernte schließen. Warten wir es ab. Im
Spannungsfeld zwischen Nachhaltigkeit und Zeitgeist liegen jedoch
aktuell die größten Herausforderungen der Weingüter. Das kann
gelingen.
Beispiele?
Gerne – heute mal ohne Riesling:
Markus
Boor aus Traben-Trarbach – Kirchengut Wolf –
www.kirchengut-wolf.de
Schöner
Trinkgenuss: 2016 Weißburgunder trocken
Alexander
Jung aus Erbach – Weingut Jakob Jung –
www.weingut-jakob-jung.de
Mag
ich: Jung Chardonnay "unoaked" trocken 2015
Michel Andres und Steffen Mugler
aus Ruppertsberg – Sektkellerei Andres + Mugler
Macht
Spaß: 2013er Cuvée Louis Brut