Sind
wir noch im Sommerloch? Die Autobauer haben ein Kartell gebildet. Das
ist ja mal eine ganz neue Erkenntnis und Geschichte. Früher, ja
früher, da gab es wenigstens noch richtige Sommerloch-Themen.
Mallorca als 12. oder 17. Bundesland, 5,00 Euro für den Sprit,
Gammelfleisch – oh, Verzeihung, Gammelfleischskandale gab es eher
immer im Winter, da wird ja auch nicht gegrillt. Aber, selbst die
Straßenschlachten beim G20-Gipfel eignen sich scheinbar nicht für
ein fortwährendes Thema im Sommer, von den Beschlüssen der 20
Mächtigen dieser Welt ganz zu schweigen.
Nähern
wir uns doch einfach wieder unseren Lieblingsfeinden: Trump, Erdogan,
Putin und Konsorten. Gerade an Trump und Erdogan arbeiten sich die
Deutschen Medien ja regelrecht ab, beim SPIEGEL muss es ein eigenes
24-Stunden-Trump-Einsatzteam geben. Da fällt mir doch ein Zitat von
Mark Twain aus seinem Buch 'Bummel durch Deutschland' ein: „Meiner
Ansicht nach stiftet eine deutsche Zeitung keinen nennenswerten
Nutzen, allerdings richtet sie auch keinen Schaden an. Das ist ein
sehr großes Verdienst und sollte nicht als unbedeutend erachtet
werden.“
Die
drei Staaten- und vermeintlichen Weltenlenker trinken wahrscheinlich
gar keinen Alkohol, machen schoppenfreie Politik. Dies wäre den
Friedensnobelpreisträgern Churchill und Brandt nie passiert. Und
unser erster Bundespräsident Theodor Heuss hätte solche
Politdarsteller gar nicht erst empfangen. Bruno Kreisky hingegen
hätte sie noch nicht einmal ignoriert. Wunschdenken im verregneten
Sommerloch. Bestimmt. In der Politik darf der Gesprächsfaden nie
abreißen. Wichtig!
Also,
was machen wir mit den drei Kameraden? Ich empfehle ihnen einfach
drei Weine. Natürlich beginne ich mit dem Präsidenten einer
ehemaligen britischen Kolonie, Donald Trump. Er hat ja jetzt einen
neuen Kommunikationsdirektor, Anthony Scaramucci. Jener hat erst
kürzlich, damit er eine Regierungsaufgabe übernehmen kann, sein
Unternehmen verkauft. An Chinesen. America first! Darauf muss man
erst einmal kommen.
Empfehlen
möchte ich den beiden für ein Briefing einen Rheingauer Wein. Der
3. Präsident und Autor der Unabhängigkeitserklärung, Thomas
Jefferson, war ein bekennender Freund Rheingauer Weine. Wie Trump
hatte auch Jefferson deutsche Wurzeln. Warum Jefferson am Mount
Rushmore verewigt ist,
darüber könnte der amtierende US-Präsident vielleicht einmal bei
einem 2015er
Hochheimer Königin Victoriaberg Riesling Trockenbeerenauslese
VDP.Grosse Lage aus
dem Weingut Flick in Wicker nachdenken.
Fürwahr, ein Jahrhundert-Wein, mit großer Aromenvielfalt, edler
Süße. zugleich doch noch irgendwie verschlossen, mit geradezu
majestätischer Substanz. Ein Wein der
noch in Jahrzehnten seine positive Wirkung nicht verfehlt.
Der Weinberg ist eine Monopollage, benannt nach Queen Victoria, die
hier mit ihrem Gatten 1845 weilte. Der deutsche Prinzgemahl
Albert von Sachsen-Coburg und Gotha hatte nicht nur die Organisation
der ersten Weltausstellung 1851 in London übernommen, er ist auch
für seine Sorge um die Arbeiterschaft bekannt. Brandsichere
Arbeiterwohnungen mit Wasserleitungen und Toiletten wurden auf seine
Initiative hin errichtet – der geneigte Leser schmunzelt, damals
geradezu eine soziale Revolution.
Kommen
wir zu meinem speziellen Freund, Recep
Tayyip Erdoğan. Ihm
empfehle ich einen Wein aus dem Weingut Bibo-Runge:
2015er
Rheingau Riesling Revoluzzer trocken
Der
Wein, in Ruhe im Halbstück gereift, präsentiert sich mit intensiven
Aromen, frisch und zugleich mit einem wunderbaren Säurespiel, voller
Kraft und doch dezent. Langlebig! Das noch junge Weingut sitzt in
Hallgarten. Hier lebte und
wirkte Adam von Itzstein (1775 – 1855), der „Vertreter der
Volksrechte“. In Mainz studierte er zusammen mit seinem späteren
Gegner Klemens Wenzel von Metternich. Itzstein kämpfte für
Bürgerrechte und Demokratie. Engagiert beim Hambacher Fest, mutig in
Baden, lenkend in der Nationalversammlung und immer ausgleichend,
bezeichnet ihn Metternich als ersten „eigentlich praktischen
Radikalen.“ 1838 formuliert Adam von Itzstein einen noch heute
gültigen Satz zur Pressefreiheit: „Ohne Preßfreiheit giebt es gar
keinen wahren Staat, sondern bloß einen großen Volkskerker, den
einzelne Bevorrechtigte nach Belieben öffnen und schließen können.“
Wie
komme ich jetzt auf Wladimir Wladimirowitsch Putin? Dem russischen
Fürsten
würde ich einen 2012er JUWEL Spätburgunder QbA trocken
aus der Krone in Assmannshausen einschenken.
Gewachsen auf Burgunderreben
in den Lagen Höllenberg und Frankenthal. Beeindruckend und voller
Eleganz, samtig und seidig, man riecht und schmeckt Waldfrüchte,
Nüsse, Kakao, Nougat, Schokolade und Bourbon Vanille. Ein echtes
Kraftpaket. Das Hotel Krone in Assmannshausen ist eine
traditionsreiche Adresse. Seit 1541. Kaiser, Könige und große
Staatsmänner kehrten hier ein. Lange weilte auch der
Freiheitsdichter Hermann
Ferdinand Freiligrath (1810
– 1876) im Haus. Ein Zimmer erinnert noch heute an ihn. In seinem
Gedicht „Trotz alledem!“ heißt es:
„Die
Waffen, die der Sieg uns gab,
Der Sieg des Rechts trotz alledem,
Die nimmt man sacht uns wieder ab.“
Der Sieg des Rechts trotz alledem,
Die nimmt man sacht uns wieder ab.“
Und
an anderer Stelle:
„Wir
wissen doch: die Menschlichkeit
Behält
den Sieg trotz alledem!“
Ich
gebe es zu, mit den genannten Potentaten unserer Zeit möchte ich gar
keinen Wein trinken. Sie haben keine Ahnung von Klasse und Stil.