Mittwoch, 5. Juli 2017

Gartenfest im Rheingau

Immer wieder Winkel. Vielleicht liegt es einfach daran, dass die Namensherkunft schon diesen Ort mit seinen verwinkelten Gassen so liebenswert macht. Natürlich gibt es immer bei so alten Orten mehrere Vermutungen zum Namen. Mir gefällt – klar – der Bezug zum römischen „Vini cella“, dem Weinlager oder Weinkeller. Die „Rheingauer Geschichts- und Weinchronik“ von 1854 will, da sie „aus vielen zuverlässigen Quellen bearbeitet“, dass es zur Amtszeit des römischen Kaisers Probus (276-282 n. Chr.) hier ein Magazin für die stationierten und durchziehenden Truppen gegeben habe. Ich will es nicht vertiefen. Vermutlich ist seiner Regierung eine Ausweitung des Weinanbaus in den römischen Provinzen zu verdanken. Und schon sind wir wieder in Winkel. Nachweislich wurde Winkel erstmals unter dem in Mainz geborenen Bischof Rhabanus Maurus erwähnt. 850 wird der 67jährige Bischof von Mainz. Jener Verfechter der karolingischen Renaissance sei am 04. Februar 856 im Grauen Haus zu Winkel verstorben. Zugeschrieben wird ihm der wunderschöne lateinische Hymnus „Veni creator spiritus“, den Martin Luther 1524 so eindrucksvoll übersetzte:
Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist,
besuch das Herz der Menschen dein,
mit Gnaden sie füll, denn du weißt,
daß sie dein Geschöpfe sein.“
(1. Strophe)
Gustav Mahler hat im 1. Satz seiner 8. Sinfonie diesem Text ein nachhaltiges musikalisches Denkmal gesetzt. Übrigens, das Rheingau-Musikfestival präsentiert am 15. Juli 2017 in Kloster Eberbach die Auferstehungssinfonie von Mahler. Sehens- und hörenswert!

Am gleichen Wochenende, vom 14. bis 16. Juli 2017 lädt das Weingut Villa Gutenberg in Winkel zum 23. Gartenfest ein. Wer einmal die nahezu südländische Atmosphäre im Garten der Familie Nägler mit Weinberg und mediterranen Pflanzen spürt, dabei leckere Speisen und die gutseigenen Weine genießt, der fühlt sich dem Alltag enthoben und voller guter Urlaubsstimmung. Dann noch den Sonnenuntergang auf der Terrasse mit einem letzten Glas Auslese - der Text des Psalms 104,15: „... Wein, der das Herz des Menschen erfreut,“ könnte hier geschrieben worden sein. Die Villa Gutenberg ist jedoch erst zwischen 1902 und 1904 erbaut worden. Auf der Weltausstellung in Paris wurden zuvor die Baupläne dieses Jugendstil-Juwels prämiert. Unterhalb von Schloss Johannisberg, zugleich markant auf einem kleinen Hang gelegen, steht der Name Gutenberg nicht für Johannes Gensfleisch sondern für den 'Berg' selbst – es ist ein guter Berg für Landwirtschaft und Weinbau. Seit 1985 befindet sich hier das Weingut der Familie Nägler. Heute von Richard Nägler jun. und seiner Frau Andrea geleitet. Die Näglers sind eine große Familie – alle sind dabei, arbeiten mit, kümmern sich. Bodenständig, verlässlich, fleißig, offen und voller Lebensfreude – Rheingauer eben. Und sie können Wein!

Meine Lieblingsweine der Villa Gutenberg sind Spätlesen aus der Weinlage Hasensprung. Manch einer ist jetzt geneigt, einen Hinweis auf Goethe zu geben. Auf wen sonst! Der große Dichterfürst liebte ganz besonders den 1811er aus dieser Weinlage. Dazu demnächst mehr. Der Hasensprung, der seinen Namen in der Tat von den Feldhasen dort hat, ist eine 97 ha große Lage, die sich von Johannisberg bis hin zu Schloss Vollrads an den Berg mit seinen tiefgründigen Lössen, Kies- und Lösslehmböden schmiegt. Und ideale Klimagegebenheiten lassen hier schlanke Weine mit großer Aromenvielfalt entstehen. Einfach probieren beim Gartenfest in der Villa Gutenberg – mehr Infos unter www.villa-gutenberg.de.