Sonntag, 2. Juli 2017

Kein Wein für den Teufel!

Jörg Lanius in seinem 8 m tiefen Weinkeller.
Das Mittelrheintal ist voll von Geschichten, Anekdoten, Legenden und Sagen. Besonders spürbar gerade in Oberwesel, dieser ehrwürdigen kleinen Stadt mit ihren 16 Wehrtürmen, der begehbaren Stadtmauer und dem wunderbaren Stadtmauergarten. An der ehemals wichtigen römischen Verbindung zwischen Moguntia (Mainz) und dem Catellum apud Confluentes (Koblenz) gelegen, wurde dieser Ort immer wieder zum Spielball unterschiedlichster Interessen. Mal an das Erzbistum Magdeburg verpfändet, mal freie Reichsstadt und dann im Besitz von Kur-Trier, anschließend im 30jährigen Krieg nacheinander von spanischen, schwedischen, bayerischen und zuletzt französischen Truppen heimgesucht. Letztere zerstörten auch die über der Stadt liegende Schönburg, die eine eigene Darstellung wert ist. Ehemals eine Ganerbenburg - alle in der Familie erben immer mit. 1149 errichtet, gehörte sie 1340 gleichzeitig 95 Familienmitgliedern. Nach der Zerstörung erwarb 1885 ein New Yorker Offizier die Burg, heute ist sie im Eigentum der Stadt Oberwesel.

Einst lebten in der Burg sieben Jungfrauen, die mit ihren Freiern ein offensichtlich übles Spiel spielten. Der Sage nach wurden sie daher zu sieben Felsen im Rhein verwandelt. Man kann sie heute bei Niedrigwasser sehen. Die Jungfrauen sollen erst erlöst werden, wenn ein Edelmann mit den Felsen eine Kirche errichtet. Martialische mittelalterliche Erziehungsgeschichte. Neue Kirchen sind heutzutage eher selten. In Oberwesel befindet sich mit der Liebfrauenkirche aus dem Jahr 1308 eine der schönsten Kirchen der Hochgotik im gesamten Rheinland. Sehenswert!

Diese Kirche sowie die Martinskirche, die Wernerkapelle und das Minoritenkloster in der Stadt hätten die Winzer - so will es der Volksmund - aus Scham über ihren Vertrag mit dem Teufel errichtet. Kalte, nasse Sommer und schlechte Ernten verführten die Winzerschaft zu einem Vertrag mit dem Teufel. Er kümmert sich um gute Ernten und bekommt dafür jedes Jahr ein Fass Wein. Guter musste es sein. Versteht sich von selbst. Irgendwann - lange Geschichte - befreiten sich die Oberweseler vom Teufel. Dabei wurde er von einem Fass Wein überrollt und verlor ein Hufeisen. Dieses kann man heute noch auf dem Marktplatz in Oberwesel sehen.

Wein ist für Oberwesel schon seit mehr als 2000 Jahren wichtig. Steillagen prägen den Anbau. In einem Seitental befindet sich die Weinlage Engehöller Bernstein. Eine der besten Lagen am Mittelrhein. Der Schiefer bestimmt, wie meist im Mittelrheintal, den Boden. Hier hat Jörg Lanius vom Weingut Lanius-Knab Weinlagen. Dieses mehr als 250 Jahre alte Weingut steht für charaktervolle und authentische Weine. Die Weine von Jörg Lanius entstehen mit einer Ruhe und Gelassenheit, denen auch die Wetterkapriolen des Jahres 2016 nichts anhaben konnten. Wenn ein Weingut den Begriff Nachhaltigkeit verdient hat, dann dieses 9 ha große Gut. Es ist diese tiefe innere Bindung an seine Weinberge, die Jörg Lanius solch außergewöhnliche Weine machen lässt.

Meine Weinempfehlung am Sonntag:

2016er Engehöller Bernstein "S", VDP. Erste Lage, Riesling

Diesen Wein genieße ich mit Freude. Leicht kommt er daher und ist doch voller mineralischer Eleganz, filigran und doch rassig. Ein Wein mit Substanz und ausgeprägten Aromen. Dieser Wein wird noch in etlichen Jahren Freude bereiten. Und, es ist kein Wein für den Teufel...

Der Wein ist im Weingut Lanius-Knab - www.lanius-knab.de - erhältlich.
13 % Alk. 13,00 Euro/0,75 l Flasche